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Innenhof des Deutschen Theaters

Ein großer Teil des Eröffnungsempfangs verlagerte sich in den Innenhof des deutschen Theaters, der deutlich kühler als die Innenräume war

 

Vom 2. bis 13. Mai zeigt das DOK.fest München mehr als 150 Filme aus der ganzen Welt. Mit 19 verschiedenen Spielorten, verteilt über die ganze Innenstadt, eifert das DOKfest anderen Festivals ohne echten Mittelpunkt etwas nach. Das kann man als Fortschritt betrachten, weil mehr Leinwände bespielt werden, nimmt dem Festivals aber gleichzeitig jenen Mittelpunkt, den so ein Ereignis nunmal auch braucht. Das Deutsche Theater München ist diesmal noch stärker eingebunden, mehrere Kinovorführungen sowie die Eröffnungs,- und Abschlussveranstaltung finden dort statt.

 

Fotowall des Dokfestes

Fotowall des DOK.festes, unter anderem mit den Theaterleitern Carmen Bayer und Werner Steer, OB Dieter Reiter, Olympiasiegerin Rita Mamun, Regisseurin Marta Prus sowie Festivalleiter Daniel Sponsel (v. l)

 

Die Veranstaltung wurde, einmal mehr von Werbespots eingeleitet, eine Besonderheit des DOKfestes und Teil des stets engen Finanzierungekonzepts. Eröffnungsreden hielten Oberbürgermeister Dieter Reiter, der die vielen Filmfreundlichen Aktivitäten der Stadt hervorhob, die neue Leiterin der Abteilung Digitales und Medien in der bayerischen Staatskanzlei, Frau Dr. Carolin Kerschbaumer, die die Bedeutung des Dokumentarischen würdigte und auf die etwa 1,5 Millionen Euro Dokumentarfilmförderung des FFF 2017 für 34 Filme hinwies (zum Glück hatte niemand einen Taschenrechner dabei, um ein Durchschnittsbudget pro Film daraus zu errechnen), sowie Festivalleiter Dieter Sponsel, der mit einer launigen Rede aktuelle Weltthemen mit konkreten Filmen seines Programms verknüpfte.

 

Dr. Carolin Kerschbaumer

Dr. Carolin Kerschbaumer

 

Etwas unglücklich wurden alle Redner-innen von dem DOKfest typischen Grellorange des Videobeamers mit beleuchtet, was allen bunte Gesichter bescherte. In der ebenfalls gebeamten Videovergrößerung hatte man dies dank Weißabgleich korrigieren können, live aber hatten alle ziemlich orangene Köpfe. Dies könnte man vielleicht durch einen nur minimal abgedunkelten oder wenigstens neutralweißen unteren Bereich des projizierten Backdrops künftig vermeiden.

 

Over The Limit

Regisseurin Prus mit ihrer ProtagonistinDie Regisseurin des Eröffnungsfilms, Marta Prus mit ihrer Protagonistin, der Olympiasiegerin Rita Mamun

 

Als Eröffnungsfilm wurde "Over The Limit" von Marta Prus gezeigt, ein Film über Margarita Mamun, eine junge russische Turnerin in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Rio. Die Regisseurin begleitet die 20 jährige Turnerin zu diversen Wettbewerben und bei ihren Trainings, die unerbittlich und psychologisch äußerst fragwürdig sind. Der Zuschauer spürt eigentlich die ganze Zeit über, dass die junge Athletin Sorgen hat.

 

Dabei wird sie von einer sehr sensiblen Super 35 oder Vollformat-Kamera beobachtet, welche in ruhigen Bildern sehr bewusst mit Schärfe und Unschärfe arbeitet. Auch das Sound-Design, in welchem selbst die roten Bänder einer Turndarbietung ein eigenes, luftig Flirrendes Geräusch erhalten haben, ist der Film hochprofessionell produziert. Überall klingt und wummert es, Klimananlagen, Schwimmbäder, Busgeräusche, alle akustischen Register wurden bei dieser arte-Produktion gezogen. Auch die stimmige Musik trug dazu bei, eine dichte Atmosphäre zu erschaffen.

 

Eine Tour de Force durch die psychologisch doch sehr einfältigen und unmenschlichen mentalen Methoden vermutlich nicht nur russischer Trainingszentren des Spitzensports ist Hauptdramaturgie des Filmes. Der Zuschauer fragt sich immer mehr, wann diese junge Frau zusammenbricht. Erst in der zweiten Hälfte des Films wird offenbart, dass der Vater schwer krebskrank ist. Die pausenlose harsche Kritik, ja Demütigungen, unterbrochen nur von wenigen lobenden Momenten der Trainerin, ist selbst für die Zuschauer des Films kaum zu ertragen und begleitet die Turnerin bis kurz vor den olympischen Wettkampf. Genau den lässt die Regisseurin weg, blendet ab auf Schwarz und vermeldet den Goldmedaillensieg der Turnerin.

 

Auf einer weiteren Schrifttafel erfahren wir, dass der Vater zwei Tage nach der Rückkehr der Tochter mit ihrer Goldmedaille, gestorben ist. Auf einer dritten der Hinweis, dass Margarita Mamun danach ihre Karriere als Turnerin beendet hat. Die polische Regisseurin hatte als Kind selber geturnt und musste sich mehrere Jahre um eine Drehgenehmigung bei der russischen Trainerin bemühen. Ein starker, professionell produzierter Dokumentarfilm, zudem gleichzeitig ein Debütfilm, der weitgehend beobachtend die Schattenseiten des Spitzensports ausgeleuchtet hat.

 

(Gesehen von Mathias Allary)

 

Deutsches Theater München

 

Das Parkett war praktisch komplett mit Zuschauern gefüllt, während auf den Rängen noch freie Reihen waren. Ein erfreulicher Zuspruch für Festivalleiter Daniel Sponsel und sein Team.

 

Das Movie-College wird dieses Jahr bedauerlicherweise nicht in der gewohnten Form mit Dokumentaristen-Videointerviews und Videoessays berichten. Die von den Veranstaltern angebotene Form, lediglich zwei oder drei Interviews insgesamt anfragen zu können, rechtfertigt den Aufwand und die Kosten von Team, Equipment und Postproduktion nicht. So werden wir in diesem Jahr an dieser Stelle lediglich in Textform mit einzelnen Kritiken sowie Fotos berichten.

 

Scheinbar waren die Erwartungen, was Sponsoren des DOKfests angeht, nicht ganz in Erfüllung gegangen, ein Problem, mit dem auch das Münchner Filmfest in diesem Jahr zu kämpfen hat. Einen VR Bereich wie 2017, damals in Form des Pop Up Kino im Loftcube neben der Pinakothek der Moderne, wird es in diesem Jahr aus finanziellen Gründen nicht geben. Das ist schade, denn gerade im dokumentarischen Bereich entstehen nach wie vor spannende virtuelle Erfahrungen.

 

Im Programm läuft in diesem Jahr auch ein Film eines Absolventen der Macromedia University, "For In MY Way It Lies" von Lucas von Stein über den Münchner Blues-Musiker Jesper Munk sowie der Dokumentarfilm eines früheren Movie-College Teammitglieds, Lion Bischof, "Germania" über eine Studentenverbindung in München.

 

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