Eine Südkoreanische Schauspielerin wirft der Berlinale, die ihren angeblichen Peiniger Kim Ki Duk eingeladen hat, Scheinheiligkeit vor. Der Vorwurf ist insbesondere deshalb schwerwiegend, weil schon bei der Eröffnung mehrmals die Debatte rund um den Machtmissbrauch in der Medienindustrie angesprochen wurde. #MeToo begleitet unsichtbar, aber präsent, die diesjährige Berlinale.
Seit den Enthüllungen über den Produzenten Harvey Weinstein ist die Ernsthaftigkeit des Problems stärker in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. In den USA aber auch in Ländern wie Schweden oder Deutschland haben daraufhin immer mehr vornehmend weibliche Filmschaffende den Mut gefunden, über ähnliche Übergriffe zu sprechen.
Dies führte sogar zur Sperrung von Filmen, an denen nachgewiesene Täter beteiligt waren. Kevin Spacey wurde beispielsweise aus den neuen Folgen von "House of Cards" herausgeschrieben. Eine eigene Datenbank wurde eingerichtet, welche Zuschauer darüber informiert, welche Filme sie deswegen meiden sollten. Die Diskussion auch darüber, ob man die Tat eines Menschen und sein künstlerisches Werk im Filmbereich trennen darf, hat gerade wieder neuen Zündstoff erhalten.
Die Schauspielerin hatte Kim Ki Duk vorgeworfen, sie während Dreharbeiten im Jahre 2013 misshandelt zu haben. Ihre Anklage wegen körperlicher und sexueller Gewalt wurde in Seoul aus Mangel an Beweisen mit einer milden Strafzahlung durch den Regisseur eingestellt. Tatsächlich aber hat die Schauspielerin Berufung eingelegt und das Verfahren ist also nicht abgeschlossen. Gerade in Korea ist es extrem selten und ungewöhnlich, dass deratige Vorfälle überhaupt zur Anzeige gebracht werden.
Nahezu jedes Filmfestival in der Welt hat das Thema seitdem mehr oder weniger thematisiert, an einer mangelnden Sensibilisierung kann es also nicht gelegen haben, dass die Berlinale sich der Gefahr dieser Vorwürfe wissend ausgesetzt hat.
Angeblich wusste die Berlinale zwar von den Beschuldigungen und der Einstellung des Verfahrens aus Mangel an Beweisen, nicht aber von der Berufung in diesem Verfahren. Etwa 140 südkoreanische Vereinigungen hatten eine Erklärung veröffentlicht, in der sie dagegen protestieren dass der Regisseur angesichts dieser Vorgänge von der Berlinale als Ehrengast hofiert werde.
Hier unser Bericht von der Berlinale 2018
Hier die Preisträger im Wettbewerb der Berlinale 2018
Hier ein Bericht über #MeToo auf der Berlinale